Die Schlaf-Fibel Teil 2

Die Schlaf-Fibel Teil 2

Verschiedene Zentren im Gehirn, allen voran die Zirbeldrüse im Zwischenhirn, beeinflussen über Hormone und Neurotransmitter genannte Botenstoffe den Wachheitszustand und die Müdigkeit, somit auch das Schlafverhalten. Die steuernden Zentren im Gehirn bekommen von den Sinnesorganen und dem Körper zahlreiche Informationen, die die Zeitgeber im Gehirn synchronisieren. Am wichtigsten ist der Hell-Dunkel-Wechsel, der den inneren Rhythmus an den Tagesrhythmus angleicht.

Äußere Faktoren beeinflussen die Innere Uhr

Die Innere Uhr und unser Schlafverhalten wird von zahlreichen äußeren Faktoren beeinflußt. Beschäftigte im Schichtdienst erfahren regelmäßig, welche Konsequenzen die fehlende Angleichung des Hell-Dunkel-Takts mit der Inneren Uhr hat. Sachzwänge wie Arbeitsbeginn zwingen viele, auf den Wecker neben dem Bett statt auf die Innere Uhr zu hören.

Morgenstund hat nicht für alle Gold im Mund: Morgenmenschen und Abendmenschen.

Die Sieben-bis Acht-Stunden-Schlafregel ist das Ergebnis einer langen historischen Entwicklung, in der sich die Schlafgewohnheiten der Mehrheit durchgesetzt haben. Nach dieser Regel wurde nahezu das gesamte öffentliche Leben organisiert, Schul- und Arbeitsleben folgen ihr ebenso wie Essens- und Ruhezeiten. Stimmen diese Zeiten mit dem individuellen Rhythmus überein, gibt es keine Probleme.

Problematisch wird es für Menschen mit anderem Rhythmus, für die der Zwang früh morgens aufzustehen, quälend sein kann. Bezeichnungen wie „Langschläfer“ sind nicht nur diskriminierend, sondern auch wissenschaftlich fehl am Platze. Seit Jahrzehnten ist gesichert, daß es Morgen- und Abendmenschen gibt, die sich im Schlafverhalten und ihrem inneren Rhythmus deutlich unterscheiden. Die innere Uhr lässt Abendmenschen ungeachtet ihres Tagewerks rund eineinhalb Stunden später zu Bett gehen und folglich auch später aufwachen als Morgenmenschen.

Das Schlafverhalten wird von der Gesellschaft und dem Klima mitbestimmt

Die Normierung unseres Schlafverhaltens ist länderspezifisch. Während in Deutschland die sprichwörtliche Nachtruhe beginnt, wird in anderen Ländern erst richtig aufgedreht. In den südeuropäischen Ländern haben sich zum Beispiel andere Tages- und Nachtrhythmen entwickelt, die dem erheblich wärmeren, mediterranen Klima gerechter werden. Die dort praktizierte Siesta in Verbindung mit der erheblich kürzeren Nachtruhe beweisen, daß der tägliche Schlaf nicht an einem Stück erfolgen muss.

Jeder Mensch hat sein individuelles Schlafbedürfnis, das von seiner Konstitution, inneren Rhythmus, der inneren Verfassung und äußeren Faktoren mitabhängig ist. Generell gültige Absolutwerte gibt es deshalb nicht. Die Schlafdauer hängt aber auch vom Lebensalter ab: die Schlafdauer nimmt mit zunehmendem Alter ab. Während der Säugling praktisch zwei Drittel der Zeit und das Kleinkind zehn bis zwölf Stunden schläft, liegt die mittlere Schlafdauer bei Erwachsenen bei acht Stunden. Im höheren Alter kann der Schlafbedarf auf unter fünf Stunden sinken.

Wer sich ausgeschlafen fühlt, hat auch ausgeschlafen.

Der einzige zuverlässige Gradmesser für die richtige Schlafdauer ist (bei gesunden Personen) das Gefühl, ausgeschlafen und leistungsfähig zu sein. Die Dauer des Schlafs ist von sekundärer Bedeutung: der eine fühlt sich nach sechs Stunden fit für den neuen Tag, der andere braucht halt acht oder gar neun Stunden. Bezüglich der Schlafdauer gibt es leider noch ebenso viele Mißverständnisse wie bei der Frage nach der richtigen Häufigkeit von Stuhlgang. Besonders ältere Menschen sind häufig verblüfft, wenn sie von kompetenter Seite erfahren, daß eine Schlafdauer von z.B. nur fünf Stunden nicht zwingend den Einsatz potenter Schlafmittel erfordert, sondern völlig normal sein kann.