Die Schlaf-Fibel Teil 3
Schlaf läuft in verschiedenen Phasen ab.
Jeder, der einen Schlafenden beobachtet, weiß, dass Schlaf in verschiedenen Phasen abläuft. Nach der Einschlafphase, die eher oberflächlich ist, fallen wir in eine Art Tiefschlafphase, die nach etwa einer Stunde von einer kurzen, sehr unruhigen Phase abgelöst wird. Erst seit dem Ende der Fünfziger Jahre kann die moderne Physiologie und Medizin durch die Ableitung von Hirnströmen diese Phasen genauer beschreiben.
Mit dieser Methodik läßt sich der Schlaf auch qualitativ objektiv bewerten, was besonders für die Diagnostik von Schlafstörungen von großer Bedeutung ist. Wir wissen heute, daß während eines achtstündigen Schlafs vier bis fünf Zyklen von tieferem und oberflächlicherem Schlaf durchlaufen werden, in denen die Gehirnströme sich deutlich unterscheiden.
Im Traumschlaf, wegen der raschen Augenbewegungen auch *REM-Schlaf (von engl.: rapid eye movement), erfolgt ein völliger Kontrollverlust der Muskulatur. In diesen Phasen kann die Muskulatur voll entspannen. Nur die Augenmuskulatur kann sich noch bewegen, was dieser Phase den Namen gegeben hat. Der Traumschlaf ist für den Menschen auch von besonderer Bedeutung.
Ich träume niemals ... stimmt praktisch nie. Was stimmt, ist, dass vielen Menschen ihre nächtlichen Träume nicht in Erinnerung bleiben. Jeder Mensch träumt im Schnitt drei bis sechs Traumsequenzen pro Nacht, was zeitlich einem Viertel der gesamten Schlafdauer entspricht. Traumlos sind nur die oberflächlichen Schlafstadien. Weckt man den scheinbar nie Träumenden während der Tiefschlafphase, werden ihm auch zumindest die letzten Traumsequenzen in Erinnerung sein.
Träume aktivieren und stimulieren das Gedächtnis
Über die Bedeutung von Träumen haben sich Generationen von Analytikern, Psychotherapeuten und Psychologen zum Teil kontrovers geäußert. Die Psychoanalyse versucht, durch Traumdeutung und Interpretation von Traumerinnerungen einen Zugang zum Unbewussten zu finden. Träume haben aber auch ganz konkrete Funktionen: Neurowissenschaftlich gilt als gesichert, dass Träume für die Ausbildung und Konsolidierung des Langzeitgedächtnisses von besonderer Bedeutung sind. Ungestörte Traumphasen sind eine Voraussetzung für die Bildung komplexer Gedächtnisleistungen. Wird der Mensch z.B. nach intensivem Lernen an der Traumphase des Schlafs gehindert, erfolgt die Abspeicherung der Lerninhalte im Langzeitgedächtnis erheblich schlechter.
Trauminhalte haben häufig keinen unmittelbaren, realen Bezug und halten sich selten an normierende Gesetze und reale Zusammenhänge. Man vermutet, dass in verschiedenen Zentren abgespeicherte Wahrnehmungen und Erinnerungen in neue Zusammenhänge gebracht werden. Interessanterweise haben Träume in der ersten Traumphase durchwegs einen höheren Realitätsbezug als die Träume am Morgen vor dem Aufwachen.
Aber wie dem auch sei: Träume sind spannend und anregend. Wenn Sie mehr von Ihren Träumen haben wollen, können Sie das Erinnern von Träumen auch üben. Nehmen Sie sich abends vor dem Einschlafen vor, den letzten Traum am Morgen zu erinnern. Legen Sie sich einen Block und Stift neben das Bett, so dass Sie unmittelbar nach dem Aufwachen, z.B. auch wenn Sie frühmorgens oder nachts auf die Toilette gehen müssen, Ihre Träume aufschreiben können.