Die Schlaf-Fibel Teil 4

Die Schlaf-Fibel Teil 4

Angaben über die Häufigkeit von Schlafstörungen schwanken sehr stark. In jüngeren Untersuchungen finden sich alle Werte von mehr als jedem Vierten bis zu jedem Siebten. Diese unterschiedlichen Angaben erklären sich aus den in der Regel sehr subjektiven Angaben der Betroffenen und der schwierigen Definition einer Schlafstörung. Im Mittel kann man von jedem Fünften der erwachsenen Bevölkerung ausgehen. Bestimmte Berufsgruppen, besonders Beschäftigte im Schichtdienst, sind erheblich häufiger betroffen. Weit häufiger als richtige Schlafstörungen ist der Konsum von Schlafmitteln. In den mitteleuropäischen Ländern liegt Deutschland im Pro-Kopf-Verbrauch von Schlaftabletten weit vorne. Dieser Schlafmittelmissbrauch verursacht weitaus mehr Schlafstörungen und z. T. gravierende Nebenwirkungen, als er hilft (s. u.).

Einschlaf- und Durchschlafstörungen

Für den Arzt ist die Unterscheidung zwischen Ein- und Durchschlafstörung von Bedeutung. Teilen Sie sich das Bett oder Schlafzimmer, fragen Sie auch immer Ihren Partner, wie der Ihre Schlafstörungen empfindet. Häufig entpuppen sich Einschlafstörungen nur als Zeitdehnungsphänomen: derjenige, der wach im Bett liegt und unbedingt einschlafen will, empfindet auch eine Zeitspanne von 20 Minuten als unerträglich lange. Im Dunkeln und in Ruhe scheint die Zeit äußerst zäh zu fließen, während sie bei anderen, schönen Erlebnissen wie im Fluge vergeht.

Irrtümer über Schlafstörungen

  • Wie bereits oben angesprochen, ist der einzige subjektiv und objektiv nachvollziehbare Bewertungsmaßstab für Schlafstörungen das Gefühl des Ausgeruhtseins am nächsten Morgen, und zwar unabhängig von der Schlafdauer. Wer sich ausgeruht und leistungsfähig fühlt, hat keine behandlungsbedürftige Schlafstörung, auch wenn er mehrmals pro Nacht aufwacht, lange zum Einschlafen braucht oder nur wenige Stunden schläft
  • Subjektiv wird die Zeit, die bis zum Einschlafen oder Wiedereinschlafen nach einem nächtlichen Aufwachen benötigt wird, grundsätzlich überschätzt und die geschlafene Zeit unterschätzt. Dies ist nur zu menschlich, denn für den Schlafsuchenden vergehen die Minuten, die er bis zum Einschlafen braucht, äußerst zäh und quälend
  • Der wohl gravierendste Irrtum besteht in der unkritischen und wiederholten bis regelmäßigen Einnahme von Schlafmitteln

Ursachen von Schlafstörungen und was Sie dagegen tun können

Schlafstörungen können durch eine Vielzahl von Ursachen begründet sein. Diese umfassen Abweichungen vom normalen Tag-Nacht-Rhythmus, besonders bei im Schichtdienst Beschäftigten, Inneren Erkrankungen, bei denen die Schlafstörung nur ein Symptom ist, schlechten Schlafzimmerbedingungen, z.B. bei hohem Umgebungslärm oder schlechter Matratze, bis hin zu psychischen Probleme, die einen um den Schlaf bringen. 

Im Schichtdienst Beschäftigte sind am häufigsten von Schlafstörungen betroffen.

Bis zu 80 % der im Schichtdienst arbeitenden Bevölkerung leidet unter zeitweiligen oder permanenten Schlafstörungen. Dies leuchtet sofort ein, wenn man sich die Entkoppelung von Tag-Nacht- und Schlafrhythmus vergegenwärtigt. Die beste ursächliche Lösung, nämlich einen normalen Arbeitstag anzustreben, kommt für die meisten Betroffenen aus Sachzwängen nicht in Frage. Umso wichtiger ist es, sich bei Schichtdienst in der Freizeit Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Schlaf fördern. Hierzu gehört unter anderem, auch bei subjektiv geringerem Schlafbedürfnis ein Minimum von sieben Stunden Ruhezeit einzuhalten. Diese sollte im abgedunkelten Zimmer bei ausreichender Belüftung und kühler Raumtemperatur erfolgen.

Setzen Sie sich nicht unnötig unter Druck, dass Sie unbedingt so schnell als möglich einschlafen müssen. Auch in entspannter Ruhe kann der Körper sich gut erholen. Ein Kurs in autogenem Training oder, besser noch, der progressiven Muskelentspannung nach Jacobson, die praktisch jede Volkshochschule anbietet, können ausgezeichnete Erfolge bewirken. Sollte ein derartiges Angebot in Ihrer Nähe nicht bestehen, sprechen Sie den Betriebsrat und betreuenden Betriebsarzt darauf an, daß Ihr Arbeitgeber einen Kurs organisiert. Interessenten dürften sich immer genug finden. Die Kosten halten sich in so begrenztem Rahmen, daß jeder Arbeitgeber zur Förderung zu bewegen ist, wenn man ihm den Vorteil aufzeigt, den der Betrieb durch ausgeglichenere Mitarbeiter hat.

Hören Sie auch auf die Reaktionen Ihres Körpers und beobachten Sie, inwieweit Essen und Trinken, besonders alkoholische Getränke, vor der „Nacht“ Ihren Schlaf beeinträchtigen. Fragen Sie doch auch Ihre Kolleginnen und Kollegen, welche Erfahrungen sie gemacht haben und wie sie damit umgehen.

Sorgen Sie in Ihrer Freizeit für ausreichende sportliche Betätigung, auch wenn Sie aufgrund der Wechselschichten nicht regelmäßig in einer Vereins- oder freien Gruppe mitmachen können. Besonders bei Abweichungen vom normalen Rhythmus ist ein körperlicher Ausgleich, der nebenbei auch die Müdigkeit fördert, von besonderer Bedeutung.

Schlafmittel sind bei Schichtdienstlern grundweg abzulehnen!