Die Schlaf-Fibel Teil 1
Man muss Schlafstörungen nicht hinnehmen, denn häufig kann man sie durch einfache Maßnahmen wieder in den Griff bekommen.
Schlaf ist...
... für viele eine der angenehmsten Sachen der Welt. Das kommt nicht von ungefähr. Denn bei keinem anderen natürlichen Zustand erholen sich Geist und Körper besser als im Schlaf. Er ist somit ein regelmäßiger, vor allem nachts wiederkehrender Erholungszustand, der für die Leistungsfähigkeit des Körpers, seiner Organe und Gewebe zwingend notwendig ist.
Die Bewusstseinslage ist im Schlaf stark herabgesetzt, die Sinne nehmen die Umwelt nur noch begrenzt war. Viele Vorgänge im Körper werden auf Sparflamme gesetzt.
Kein Organ unseres Körpers kann rund um die Uhr mit maximaler Kraft arbeiten. Dies ist auch nicht nötig. Notwendig sind aber Erholungsphasen, von denen die wichtigste der Schlaf ist. Im Schlaf wird die Bewusstseinslage und Ansprechbarkeit stark herabgesetzt, wobei der Körper aber, im Gegensatz zur Narkose als Beispiel für einen künstlichen Schlaf, jederzeit aufgeweckt werden kann. Die Spontanaktivität der Muskulatur und Gefäße wird deutlich herabgesetzt und wir haben keine Kontrolle mehr über unseren Bewegungsapparat. Pulsschlag und Atmung werden langsamer, der Blutdruck sinkt, und die Körpertemperatur fällt um einige Zehntel Grad ab. Die Erregbarkeit des Nervensystems sinkt ebenfalls. Der Sympathikus als der Anteil des Nervensystems, der für unser Antriebs- und Fluchtverhalten verantwortlich ist, tritt in den Hintergrund.
Es dürfte wohl keinen Menschen geben, der nicht schon einmal zu wenig geschlafen hat und sicher kann jeder ermessen, welche Einschränkungen häufige Schlafstörungen mit sich bringen. Müdigkeit, fehlender Antrieb, Konzentrationsschwäche und verminderte Leistungsfähigkeit am folgenden Tag sind nur die leichtesten Symptome, ein die Schlafentzug mit sich bringt.
In der Tat ist der Schlaf und die damit verbundenen Erholungsphasen für den Menschen und alle Säugetiere lebensnotwendig. Systematischer Schlafentzug stellt einen so schwerwiegenden Eingriff in die Regelmechanismen des Körpers dar, daß er beispielsweise bei Ratten im Laborversuch in fünf bis dreißig Tagen zum Tod führt. Nicht von ungefähr gehört systematischer Schlafentzug zum klassischen Verhör- und Folterarsenal.
Der Volksmund spiegelt dies ansatzweise wider, wenn jemand nach einer schlecht geschlafenen Nacht berichtet, er fühle sich wie gerädert. Andererseits wird eine Verkürzung der Schlafzeit z. B. von acht Stunden auf 6 1/2 Stunden auch über längere Zeiten ohne Folgen toleriert. Einfache Schlafstörungen sind also nicht direkt gesundheitsschädlich.
Schlaf ist nicht nur für den Menschen, sondern auch für alle Wirbeltiere lebensnotwendig.
Nach heutigem Wissensstand schlafen alle Wirbeltiere. Den einen sieht man es mehr an, anderen weniger. Elefanten müssen beispielsweise im Stehen schlafen, da ihre Organe ansonsten aufgrund des Körpergewichts gefährdet wären. Somit müssen im Gegensatz zum Menschen, der im Liegen mit erschlaffter Muskulatur schläft, die Teile des Nervensystems und Gehirns, die die Motorik ansteuern, weiterhin aktiviert bleiben.
Überhaupt hat die Evolution einige recht raffinierte Lösungen hervorgebracht, die den Schlaferfordernissen der einzelnen Tierart gerecht werden und zum Teil noch Gegenstand intensiver Forschung sind. Eine interessante Schlafstrategie hat sich bei Delphinen entwickelt, die eigentlich keine Zeit zum Schlafen haben, da sie regelmäßig zum Luftholen auftauchen müssen, weil sie sonst ertrinken würden. Hirnstrommessungen zeigen, daß bei Delphinen die linke und rechte Gehirnhälfte nicht gleichzeitig, sondern nacheinander schlafen. Der Schlafbedarf beider Gehirnhälften ist offensichtlich völlig unabhängig voneinander und Schlafstörungen äußern sich nur in der betroffenen Hirnhälfte.
Auch Vögel, besonders Zugvögel, die tagelang über das offene Meer fliegen oder Mauersegler, die sich wochenlang in großen Höhen ohne Unterbrechung ihres Dauerflugs aufhalten können, haben spezifische Schlafmuster entwickelt, die den Weiterflug ermöglichen.