Die Schlaf-Fibel Teil 2
Schlaf ist für den Menschen lebensnotwendig. Es dürfte wohl keinen Menschen geben, der nicht schon einmal zu wenig geschlafen hat und sicher kann jeder ermessen, welche Einschränkungen häufige Schlafstörungen mit sich bringen.
Müdigkeit, fehlender Antrieb, Konzentrationsschwäche und verminderte Leistungsfähigkeit am folgenden Tag sind nur die leichtesten Symptome, die Schlafentzug mit sich bringt. In der Tat ist der Schlaf und die damit verbundenen Erholungsphasen für den Menschen und alle Säugetiere lebensnotwendig. Systematischer Schlafentzug stellt einen so schwerwiegenden Eingriff in die Regelmechanismen des Körpers dar, daß er beispielsweise bei Ratten im Laborversuch in fünf bis dreißig Tagen zum Tod führt. Nicht von ungefähr gehört systematischer Schlafentzug zum klassischen Verhör- und Folterarsenal. Der Volksmund spiegelt dies ansatzweise wider, wenn jemand nach einer schlecht geschlafenen Nacht berichtet, er fühle sich wie gerädert. Andererseits wird eine Verkürzung der Schlafzeit z. B. von acht Stunden auf 6 1/2 Stunden auch über längere Zeiten ohne Folgen toleriert. Einfache Schlafstörungen sind also nicht direkt gesundheitsschädlich.
Schlaf ist nicht nur für den Menschen, sondern auch für alle Wirbeltiere lebensnotwendig. Nach heutigem Wissensstand schlafen alle Wirbeltiere. Den einen sieht man es mehr an, anderen weniger. Elefanten müssen beispielsweise im Stehen schlafen, da ihre Organe ansonsten aufgrund des Körpergewichts gefährdet wären. Somit müssen im Gegensatz zum Menschen, der im Liegen mit erschlaffter Muskulatur schläft, die Teile des Nervensystems und Gehirns, die die Motorik ansteuern, weiterhin aktiviert bleiben.
Überhaupt hat die Evolution einige recht raffinierte Lösungen hervorgebracht, die den Schlaferfordernissen der einzelnen Tierart gerecht werden und zum Teil noch Gegenstand intensiver Forschung sind. Eine interessante Schlafstrategie hat sich bei Delphinen entwickelt, die eigentlich keine Zeit zum Schlafen haben, da sie regelmäßig zum Luftholen auftauchen müssen, weil sie sonst ertrinken würden. Hirnstrommessungen zeigen, daß bei Delphinen die linke und rechte Gehirnhälfte nicht gleichzeitig, sondern nacheinander schlafen. Der Schlafbedarf beider Gehirnhälften ist offensichtlich völlig unabhängig voneinander und Schlafstörungen äußern sich nur in der betroffenen Hirnhälfte. Auch Vögel, besonders Zugvögel, die tagelang über das offene Meer fliegen oder Mauersegler, die sich wochenlang in großen Höhen ohne Unterbrechung ihres Dauerflugs aufhalten können, haben spezifische Schlafmuster entwickelt, die den Weiterflug ermöglichen.